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Birnbacher, Dieter

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Lebenslauf

Geboren: 1946 in Dortmund

Dieter Birnbacher studierte von 1966 – 1973 Philosophie, Anglistik und Allgemeine Sprachwissenschaft in Düsseldorf, Cambridge und Hamburg. 1973 promovierte er an der Universität Hamburg mit einer Arbeit über die Spätphilosophie Ludwig Wittgensteins. Von 1974 – 1985 war er Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe „Umwelt – Gesellschaft – Energie“ an der Universität Essen. 1988 wurde er an der Universität Essen habilitiert und lehrte von 1993 – 1996 Philosophie in Dortmund. Seit 1996 ist er Professor für Philosophie an der Universität Düsseldorf.


Bedeutung

Dieter Birnbacher gehört zu den bedeutendsten deutschen Moralphilosophen und Bioethikern der Gegenwart.


Lehre und Gedanken

Dieter Birnbachers Hauptinteresse gilt ethischen Fragen des menschlichen Verhältnisses zur Natur. Im Gegensatz zu einem eng gefassten Verständnis von Bioethik als Medizinethik versteht Birnbacher die Bioethik im weitesten Sinne als eine Ethik des ganzen Lebendigen, als eine Frage nach den Leitbildern und Normen im Umgang des Menschen mit der gesamten Natur. Dies betrifft sowohl die gesamte äußere als auch der innere Natur des Menschen und schließt Medizin-, Umwelt- und Tierethik gleichermaßen mit ein.
Thematische Schwerpunkte sind dabei etwa medizinethische Probleme wie Organtransplantation, Reproduktionsmedizin, Sterbehilfe, Verteilungsgerechtigkeit im Gesundheitssystem, Gentechnik und Stammzellenforschung, aber auch Fragen des Tier- und Artenschutzes oder die Reichweite von Pflichten gegenüber leidensfähigen Tieren.

In seinem 1988 erschienenen Buch „Verantwortung für zukünftige Generationen“ geht Birnbacher der Frage nach, ob es sinnvoll und moralisch geboten sein kann, den gegenwärtig Lebenden Handlungsnormen vorzuschreiben, die den zukünftig Lebenden zugute kommen. Damit stellt sich Birnbacher der neuen Herausforderung der durch technische Errungenschaften stark vergrößerten Tragweite menschlichen Handelns. Die Folgen der heutigen Nutzung der natürlichen Ressourcen und die von Menschen verursachten Naturveränderungen geraten ebenso in den Blick wie die Auswirkungen auf zukünftige Generationen. Birnbachers Zukunftsethik mit dem Schlagwort „Generationengerechtigkeit“ ist heute aktueller denn je: Probleme wie die Energiekrise, der Klimawandel und die Ungleichheit im Lebensstandard auf der Welt zeigen deutlich, dass Moralität auch eine Zukunftsdimension besitzt.

Für eine den heute Lebenden zumutbare Zukunftsverantwortung stellt Birnbacher Praxisnormen auf, die vor allem Folgendes sicherstellen sollen: Alles, was die Gattungsexistenz des Menschen und der höheren Tiere sowie die menschenwürdige Existenz der Zukünftigen gefährdet, muss unterlassen werden. Irreversible Risiken sollen nicht eingegangen werden. Die natürlichen und kulturellen Ressourcen sollen erhalten und gegebenenfalls verbessert werden. Die nachfolgenden Generationen sind im Sinne jener Generationengerechtigkeit zu erziehen.


Hauptwerke von Dieter Birnbacher

„Verantwortung für zukünftige Generationen“ (1988)
Dieter Birnbacher: Verantwortung für zukünftige Generationen. Stuttgart: Reclam 1995.

„Bioethik zwischen Natur und Interesse“ (2006)
Dieter Birnbacher: Bioethik zwischen Natur und Interesse. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2006.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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